7. Vom Ereignis zum Alarm – aus der Logik einer BMA

Kernfunktion ist die Verarbeitung eines ausgelösten Melders – in meiner BMA „Pin 1 wird logisch 1“ – oder ganz platt ich halte einen Draht mit +5V an den IN1 am MCP23017.

Dann werden die Blitzleuchten im Objekt sowie ein Signalhorn oder eine Durchsage aktiviert, das Schlüsseldepot (FSD) wird geöffnet und die Anlage schaltet die Übertragungseinheit (ÜE) zur Feuerwehr oder einem Sicherheitsdienst ein. Parallel dazu müssen die Feuermeldungen auch in den Meldungsspeicher des Feuerwehranzeigetableaus übertragen werden. Danach wartet die Anlage geduldig auf das Eingreifen der Feuerwehr.

Wenn es denn so einfach wäre

Nun gibt es aber in einer Brandmeldeanlage noch ein paar mehr Dinge zu beachten. Neben dem vorübergehenden deaktivieren von Meldegruppen oder einzelnen Meldern (Abschaltungen) gibt es Störungen und die Möglichkeit der Unterbrechung der Akustik, der Brandfallsteuerung und der Überleitung und das jeweils direkt an der BMZ oder am Feuerwehrbedienfeld mit teilweise unterschiedlichen Auswirkungen auf die Verarbeitung eines Ereignisses.

Darüber hinaus sind Funktionen wie Verzögerung der Überleitung für eine Erkundung durch den Betreiber und Spezialfälle wie „mindestens zwei benachbarte Melder müssen auslösen“ in echten Anlagen zu finden. Für die Bedienung der Feuerwehrseite sind diese aber nur bedingt relevant. Fakt ist, wenn die Anlage ausgelöst hat und der Feuerwehrmann vor FBF und FAT steht, muss er herausfinden, welche Melder ausgelöst haben und den betroffenen Bereich erkunden, um festzustellen, ob dort Feuer ist oder nur eine Fehlauslösung vorliegt. Dazu kann er am FBF die Akustik abschalten, die Überleitung unterbrechen und eben am FAT die Meldungen abrufen. Der Rest spielt sich auf der Betreiberseite an der BMZ ab und da sollte der Feuerwehrmann am besten gar nicht tätig werden.

Abschaltung von Meldern und Gruppe

Am einfachsten erschien mir erstmal mit Abschaltung von Meldern und Meldergruppen anzufangen. Über Node-RED erzeuge ich mittels virtuellen Schaltern eine MQTT-Meldung an den Broker, die nun im BMZ-Skript ausgewertet wird. Die abgeschalteten Linien, wie man in Feuerwehrkreisen auch oft noch sagt, und/oder Einzelmelder wandern in eine Variable und parallel wird eine Meldung in den Meldungsspeicher „Abschaltungen“ im FAT abgelegt.

In der Alarm-Funktion wird nun erstmal geprüft, ob der eingehende Melder in der Variablen für die Abschaltung zu finden ist. Falls ja erfolgt nur eine Ausgabe auf der Konsole, aber eben kein Alarm.

Abschaltung der Übertragung und Akustik

Spätestens, wenn die Feuerwehr kommt, wird über das Feuerwehrbedienfeld in die Ansteuerung der Akustik eingegriffen und der Signalweg unterbrochen. Nun muss man an dieser Stelle wissen, dass eine am FBF abgeschaltete Akustik auch nur dort wieder eingeschaltet werden kann. Gleiches gilt übrigens auch für die Übertragungseinheit.

Die notwendigen Steuerbefehle laufen ebenfalls durch den MQTT und werden in Zustandsvariablen lokal gespeichert und bei der Alarmverarbeitung und in der Main-Loop in jedem Prozesstakt geprüft.

„Wieso denn auch in der Main-Loop?“ … nun, wenn die Anlage sich im Zustand Alarm befindet und die Akustik oder die Übertragung wieder aktiviert werden, würde ohne die Prüfung in der Main-Loop beides nicht sofort erneut ausgelöst werden, solange kein neues Meldersignal die Alarmfunktion auslöst. Also müssen wir dafür Sorge tragen, dass im Alarmfall Akustik und/oder Überleitung sofort wieder aktiviert werden und deshalb schauen wir in der Main-Loop.

Voralarm und Erkundung durch Betreiber

Da ich diese Funktion selbst auch nur aus Erzählungen kenne, ist es ein bisschen Stochern im Nebel. In meiner Umsetzung gibt es, wenn die Funktion in der BMZ aktiviert wird (geht nämlich auch ohne), zwei Timer: Voralarm und Erkundung.

Mit Einlauf der ersten Meldung, wird nun der Timer Voralarm gestartet, Blitzleuchte und Akustik aktiviert und der Betreiber kann im Zeitfenster des Timers an der BMZ die Taste Erkundung drücken. Drückt er sie nicht rechtzeitig, wird die Übertragung ausgelöst und die Feuerwehr gerufen.

Schafft er es rechtzeitig den Knopf „Erkundung“ zu drücken, wird der Timer Erkundung aktiviert und er gewinnt eine vordefinierte Zeit bevor die Anlage die Übertragung auslöst und damit die Feuerwehr ruft.

Nach meinem Verständnis ist eine Erkundung unsinnig, wenn mehrere Melder auslösen, denn dann ist schon sehr davon auszugehen, dass ein Brandfall vorliegt. Deshalb bricht meine BMZ den Voralarm und die Erkundung sofort ab, wenn weitere Melder eingehen und ruft die Feuerwehr.

Rückstellung der BMZ

Im richtigen Leben kann der Betreiber an der BMZ nach erfolgter Erkundung die Anlage wieder zurückstellen. Das macht aus Sicht der Betreiber durchaus Sinn, weil dann der Lärm aufhört und die so genannten Brandfallsteuerungen wieder abgeschaltet werden (Blockierung der Aufzüge, Schließen der Brandschutztüren, etc.) und die Arbeit weiter gehen kann. Aus Sicht der Feuerwehr gibt es gute Argumente gegen das Zurückstellen und Abbestellen der Feuerwehr.

Weil das Rückstellen durch Betreiber immer wieder für Probleme sorgte, weil für die Feuerwehr die Auslösung schwierig nachvollziehbar war, leuchtet in neueren Anlagen die Alarm-LED im FBF 15 Minuten nach der Rückstellung, so dass die Feuerwehr weiß, dass die Anlage definitiv ausgelöst hat und im FAT nach der Ursache suchen kann.

Auch an dieser Stelle greift die Rainer-BMA-Logik … wenn während der 15 Minuten die Anlage erneut auslöst, dann wird es wohl einen Grund geben, so dass in diesem Fall auch ohne Voralarm und Erkundung sofort die Überleitung aktiviert wird.

Einen Aspekt berücksichtig meine BMA derzeit noch gar nicht … nämlich die Auslösung und Überwachung des Schlüsseldepots. Es ist aus Gründen der Sicherheit in die Überwachung der BMA eingebunden und bei fehlenden Schlüsseln und offenen Klappen gibt es Probleme bei der Rückstellung der Anlage in den Ruhezustand. Aber auch das wird noch einen Weg in das Projekt finden 😉