NotrufSim 2.0 – Das Projekt

Bereits 2015 begann ich eine Artikelreihe mit dem Ziel einen „Wunderkasten“ als kleine Telefonanlage zur Simulation von Notrufen auf Basis Raspberry und Asterisk zu bauen und nachdem die Grundfunktion damals gegeben war, verschwand das Projekt wieder in der Versenkung und wurde nie fertig gestellt.

Nachdem wir im beruflichen Umfeld immer mehr mit Simulation arbeiten und diese aufgrund technischer Änderungen in unserem Schulungszentrum nicht mehr mit dort vorhandenen „Bordmitteln“ aufbauen können, braucht es nun doch wieder einen „Wunderkasten“.

Welche Funktionen sollte das System haben
  • bis zu 3 Leitstellenplätze
  • bis zu 2 Regieplätze
  • verschiedene Leitungen (Amt, 112, 19222, 116117)
  • aus der Regie müssen gezielt Anrufe an die verschiedenen Leitungen in der Leitstelle getätigt werden können und in der Leitstelle muss eine Unterscheidung der angerufenen Leitung  möglich sein
  • die Regie soll verschiedene abgehende Rufnummern simulieren können (Spoofing)
  • die Leitstelle muss beliebige Rufnummern anrufen können und in der Regie muss ersichtlich sein, welche Rufnummer die Leitstelle angerufen hat
  • Die Funktionen der TK-Anlage sollen in der Leitstelle möglichst ohne jegliche Einweisung nutzbar sein
  • Die Anrufe sollen wie in der echten Leitstelle aufgezeichnet werden. Sie sollen an den Plätzen auch als „Kurzzeitdoku“ zur Verfügung stehen
  • Die aufgenommenen Anrufe sollen am Ende der Simulation aus der Regie einfach gelöscht werden können
  • Für eine spätere Anbindung einer Mini-Leitstellen-Software sollen Daten der TK-Anlage über eine Datenbank/Schnittstelle nutzbar sein
Umsetzung

Wie bereits in der 2015er-Version ist der Kern ein Raspberry (Pi3b+ mit Raspbian Buster Lite) und ein Asterisk (16.2.1 mit de-Sounds). Auf die Installation von Raspbian und Asterisk werde ich nicht weiter eingehen.

Als Hardware-Telefone werden OpenStage 40 SIP zum Einsatz kommen, da diese bei Pollin gerade mal wieder für knapp 10 Euro zu haben sind. Dazu gibt’s einen gebrauchten PoE-Switch von HPenterprise aus der Bucht.

Anrufe aus der Regie

In der Regie wird für jedes Telefon nur ein SIP-Account im Asterisk eingerichtet. Für die Anrufsimulation gibt es einen umfangreichen Kontext, in dem die Ziel-Leitungen der Leitstelle gezielt ansprechbar sind und abgehenden Rufnummern per Nachwahl gesetzt werden können.

  • Bei Wahl einer beliebigen Nummer, wird diese Rufnummer als Anrufernummer auf der Amtsleitung der Leitstelle signalisiert. Wird lediglich eine 0 gewählt, erfolgt ein anonymer Anruf.
  • Ein Anruf auf der 112 wird mit einer zufälligen Nummer auf der Notrufleitung in der Leitstelle signalisiert. Wird an die 112 eine Rufnummer angehängt, wird diese als Anrufernummer gesetzt.
  • Die Sondernummern 19222 oder 116117 werden ohne weitere Nachwahl als anonymer Anruf auf der jeweiligen Leitung in der Leitstelle signalisiert. Mit angehängter Rufnummer wird wie bei 112 die Anrufernummer gesetzt.
  • mit einer 1 als Nachwahl hinter der 112 oder den Sondernummern wird eine zufällige Handynummer als Absender erzeugt. Eine 5 erzeugt eine Festnetznummer aus der Bereich 0555x.
Anrufe aus der Leitstelle

In der Leitstelle erhält jedes Telefon vier SIP-Accounts (Amt, 112, 19222, 116117) um eine Unterscheidung der angerufenen Leitung am Endgerät zu ermöglichen. Abgehende Anrufe sind nur über die Leitung „Amt“ möglich. Versucht man über die anderen Leitungen abgehend zu telefonieren kommt eine entsprechende Fehleransage.

Grundsätzlich sind alle Rufnummern von der Leitstelle aus an- bzw. rückrufbar. Eine Ausnahme bilden die anonymen Anrufe, die ebenfalls mit einer Fehleransage beendet werden.

Aufzeichnung der Anrufe

Alle Anrufe, die über die Anrufsimulation in die Leitstelle gehen oder von dort geführt werden, werden als WAV-Datei in einem Ordner abgespeichert. Sie stehen damit in einem späteren WebTool als Kurzzeitdokumentation an den Leitplätzen zur Verfügung.

Die Regie kann die Anrufe ebenfalls nochmals anhören und später im Debriefing der Simulation verwenden. Wenn der Simulationsdurchgang abgeschlossen ist, können die Aufzeichnungen per Telefoncode direkt gelöscht werden.

Anrufe, die gezielt an eine Nebenstelle in der Leitstelle oder der Regie geführt werden, sind von der Aufzeichnung ausgenommen.

Bereitstellen von Anrufdaten

Für alle Anrufe wird bei Beginn ein Datensatz in einer Datenbank angelegt. Hier werden bereits die Anrufernummer, das Anrufziel, der „Platz“ von dem er gestartet wurde sowie der Name der WAV-Datei gespeichert. Wenn eine Annahme des Anrufes erfolgt, wird der „Platz“ der Annahme gespeichert. Beim Beenden des Gespräches erfolgt ein weiterer Zeitstempel im Datensatz.

Damit sind dann später in einem WebTool alle anstehenden, alle aktiven sowie die beendeten Gespräche nachvollziehbar und alle notwendigen Daten für die Kurzzeit-Doku vorhanden.

In einem weiteren Schritt soll an diese Datenbank ein Mini-ELR als WebApp anknüpfen, um Einsätze zu verwalten und diese mit Anrufern zu verknüpfen – aber das ist noch Zukunftsmusik.

Was als nächstes kommt

Ich warte auf die Telefon-Hardware, denn bisher erfolgten nur kleine Tests per Softphone. Eine „Auslastung“ der Leitstelle konnte damit noch nicht getestet werden.

Das erste WebTool für das Anrufmanagement steht relativ weit oben auf der Liste. Auf der Leitstellenseite wird es primär als Anzeige dienen, die Kurzzeitdoku realisieren und vielleicht irgendwann Rückruffunktion bieten. Auf der Regieseite soll das Tool vorbereitete Rufnummer wählen können, so dass in Szenarien möglichst realistisch erneute Anrufe, Anrufe aus dem selben Ort, etc. per Klick erzeugt werden können.

… und dann schauen wir mal 😉

weiter zu: Teil 2 – Konfiguration der Telefone